Wie stark das Judentum den Alltag prägt, hängt davon ab, wie stark man den Glauben praktiziert.

Religiöse Männer sind verpflichtet, jeden Tag morgens, nachmittags und abends - nach Möglichkeit mit einer Gruppe von mindestens neun anderen jüdischen Männern - zu beten. Sie stehen früher auf, um vor der Arbeit beten zu gehen. Religiöse Juden essen koscher, d.h. sie können nicht einfach in die Kantine gehen wenn sie Hunger haben, sondern sie müssen ihr Essen planen. Von Freitag Sonnenuntergang bis Samstagnacht haben die Juden Shabbat. An jüdischen Feiertagen wird nicht gearbeitet, darf nichts getragen, kein Geld ausgegeben, kein Auto gefahren und kein Feuer angezündet werden. Auch dies erfordert Planung: rechtzeitig vorher zu Hause sein (oder einen Ort finden, wo man sein kann), Essen vorher kochen und Lichter einstellen.

Natürlich: Je besser die "jüdische Infrastruktur" (Restaurants, Geschäfte, Synagogen) in einer Stadt ist, desto einfacher wird es, sich an diese Regeln zu halten. In den meisten deutschen Städten gibt es sehr wenig "jüdische Infrastruktur", weil es verhältnismäßig nur sehr wenige religiöse Juden gibt. Viele Juden leben im Alltag jedoch nicht so streng gemäß diesen Regeln.